Die Chronik der VR-Bank in Südniedersachsen 1894 bis 2019

Auf den folgenden Seiten erhalten Sie einen Einblick in unsere 125 jährige Geschichte. Die komplette Chronik in einer gebundenen Version erhalten Sie auf Wunsch bei Ihrem Kundenberater.

Die Genossenschaftsbanken in der Weltfinanzkrise

(Seite 46)

Mit dem Insolvenzantrag der Investmentbank Lehman Brothers in New York am 15. September 2008 erreichte die weltweite Finanzkrise, die die unseriösen Geschäftspraktiken vieler Großbanken offenlegte, ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Folgen der Lehman-Pleite blieben jedoch nicht auf die USA begrenzt. Der Zusammenbruch, der zunächst scheinbar auf das Platzen einer Immobilienblase beschränkt war, gedieh zu einem Flächenbrand und einer globalen Finanzkrise mit vielen weiteren Zusammenbrüchen von Finanzinstituten, in Deutschland zum Beispiel der Hypo Real Estate. Es kam zu der einzigartigen Situation, dass sich Banken untereinander misstrauten, weil keine wusste, wie viel ausfallgefährdete Wertpapiere die andere in ihrem Portfolio hatte. Die Wirtschaft investierte nicht mehr, bewilligte Kredite wurden nicht abgerufen und bereits beschlossene Projekte nicht mehr umgesetzt, befristete Arbeitsverträge nicht verlängert.

Die Zinsen stiegen deutlich. Die Bundeskanzlerin sah sich genötigt, den Bundesbürgern zu versichern, dass deren Spareinlagen sicher seien. Die Welt stand vor dem systematischen Zusammenbruch – nur wenige Zentimeter vor dem Abgrund. Die Bundesregierung unterstützte mit Milliardensummen aus Steuermitteln mehrere große Institute und beteiligte sich notgedrungen an der Commerzbank. Auch die Sparkassenorganisation mit ihren Landesbanken benötigte staatliche Hilfe. Nur die genossenschaftliche Bankengruppe überstand aus eigener Kraft die Krise. Denn als  Großbanken mit Milliardensummen aus Steuermitteln gerettet, verstaatlicht oder geschlossen werden mussten, zeigte sich die kerngesunde Substanz der deutschen Genossenschaftsbanken: Sie hatten sich aus den windigen Geschäften herausgehalten und verfügten über  ausreichend Eigenkapital, um die Krise schadlos zu überstehen. Dennoch bedeutete die Weltfinanzkrise auch für alle Verantwortlichen der Volksbanken anstrengende und aufregende Monate: Die Turbulenzen behinderten den internationalen Bankenverkehr und verunsicherten massiv die Wirtschaft und Bevölkerung. Die Volksbank Weserbergland und die VR-Bank in Südniedersachsen gingen kommunikativ in die Offensive: Sie informierten ihre Mitarbeiter über Zusammenhänge und Konsequenzen der Krise, damit diese ihr Wissen an ihre Kunden weitergeben konnten. Rasch stellte sich heraus, dass das Vertrauen in die Genossenschaften mit ihrem soliden Geschäftsgebaren unvermindert groß war. Erneut bewährten sich die gesunde Basis und das grundsolide Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken: Keine Volks- und Raiffeisenbank benötigte staatliche Hilfen. Ganz im Gegenteil: Sie gewannen Kunden und erhöhten Kredit- und Einlagevolumen, als viele Geschäftsbanken das Vertrauen ihrer Kunden verspielt hatten und um ihr Überleben kämpften.