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Die Chronik der VR-Bank in Südniedersachsen 1894 bis 2019
Was Du nicht allein vermagst, dazu verbinde Dich mit anderen, die das Gleiche wollen.
(Seite 14 und 15)
Oft ging die Initiative vom Dorfschullehrer, Pastor oder Bürgermeister aus. Sie kannten das Elend der Landbevölkerung und hatten von den neuen Genossenschaften gehört. Als das Reich ab 1891 Handelsverträge mit zahlreichen europäischen Staaten abschloss, verschärfte sich für die Landwirte die Situation. Billige Getreideimporte drückten die Preise, der Innovationsdruck stieg. Während die Großgrundbesitzer sich 1893 im „Bund der Landwirte“ organisierten und Schutzzölle forderten, schlossen sich die Kleinbauern verstärkt in ländlichen Genossenschaften nach den Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zusammen und es kam es zu einer zweiten Gründungswelle: 1893 gründete sich der Kredit- und Sparverein Hehlen, 1894 entstand nicht nur in Landwehrhagen eine neue landwirtschaftliche Spar- und Darlehnskasse, sondern auch in Uschlag, Lutterberg und Lauenberg, um 1900 in Bevern, Edemissen, Escherode, Nienhagen, Speele, Holzminden-Altendorf und Merxhausen, 1903 in Bremke, 1904 in Reiffenhausen, 1905 in Groß Schneen, 1907 in Dassel, 1911 in Ballenhausen und 1915 in Elkershausen. Hinzu kamen Bezugs- oder Absatzgenossenschaften wie die 1896 gegründete Ein- und Verkaufsgenossenschaft zu Hardegsen, 1906 die Molkereigenossenschaft in Dransfeld (1972 mit dem Milchhof Göttingen verschmolzen), 1908 die landwirtschaftliche Maschinengenossenschaft in Varlosen oder die von den Spar- und Darlehnskassen Arholzen und Deensen nach 1920 gemeinsam gegründete Ländliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft in Stadtoldendorf.
Einige Kreditgenossenschaften nahmen zudem das Warengeschäft auf, wie die 1900 gegründete Spar- und Darlehnskasse Edemissen, die 1913 einen Windfeger und eine Düngemühle anschaffte. Als zentrale Geldausgleichs- und Finanzierungsstelle für die ländlichen Genossenschaften fungierte die Genossenschaftskasse in Hannover. In der Stadt Hann. Münden mit rund 9.000 Einwohnern um 1900 hatte die Aufhebung des mittelalterlichen „Stapelrechts“ nach 1815 die wirtschaftliche Basis der Stadt verändert. Seit dem Mittelalter lebte die Hansestadt vom Fernhandel, denn durchziehende Kaufleute mussten wegen des Stapelrechts ihre Ware abladen und zum Kauf feilbieten. Lokale Händler, Schiffer und Sackträger prägten das Stadtbild. Doch nun verlor der Handel an Bedeutung und die Bewohner der Stadt suchten sich einen anderen Lebensunterhalt: Kaufmannssöhne erlernten ein Handwerk, aus Schiffsherrn wurden Tischler oder Bäcker.
