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Die Chronik der VR-Bank in Südniedersachsen 1894 bis 2019
Eine Spar- und Darlehnskasse für die Landwirte
(Seite 8 und 9)

Am 12. November 1894 ist es endlich so weit: Die „Spar- und Darlehnskasse“ der kleinen Gemeinde Landwehrhagen im Süden der preußischen Provinz Hannover wird ins Genossenschaftsregister eingetragen. Damit endet die über einjährige Gründungsphase. Schon 1893 hatten sich rund 30 Interessierte aus Landwehrhagen zur Gründung einer Dorfkasse zusammengeschlossen, doch die Aufnahme der Geschäftstätigkeit verzögerte sich. Erst Ende 1894 konnte die Kasse formal gegründet und angemeldet werden. Zu den Gründern der Genossenschaft gehörten Landwirte, selbstständige Handwerker und Arbeiter, der Bürgermeister, der Pastor und der Lehrer. Sie ließen sich als erste Mitglieder ins Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Münden eintragen. Landwehrhagen war landwirtschaftlich geprägt: Die rund 750 Einwohner lebten von Ackerbau, Viehzucht und Holzwirtschaft. Daneben gab es einige selbstständige Handwerker und Arbeiter.
Die neue Genossenschaft startete mit 29 Mitgliedern. Den Vorstand bildeten Joseph Bachmann, August Schüffler und Johann Doebring, vermutlich Landwirte, der Aufsichtsrat bestand aus Pastor Grusendorf aus Landwehrhagen, dem Lehrer G. Boedeker aus Benterode und dem Gutsinspektor A. Köhler. Am 3. Februar 1895 trafen sich die Männer zur ersten gemeinsamen Vorstands- und Aufsichtsratssitzung im Schulhaus in Landwehrhagen und legten „die zu stellende Caution für den Rendanten“ Johann Doebring auf 300 Mark fest. Außerdem beschlossen sie, „daß für die genannte Casse ein eiserner Kasten für Wertheinlagen“ im Wert von 20 Mark angeschafft werden sollte.
Die neue Genossenschaft gewann rasch an Zulauf: Noch 1895 traten 16 weitere Personen der Genossenschaft bei und bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wuchs sie auf 176 Genossen. Viele von ihnen kamen jetzt auch aus den benachbarten Ortschaften Spiekershausen, Sichelnstein und Benterode.
Kredite für den gewerblichen Mittelstand
„Auf Einladung des Herrn Franz Iserloh von hier, versammeln sich am heutigen Abend, im Locale des Herrn Fr. Nickel hierselbst, 17 Herren, mit der … Absicht, eine neue Creditgenossenschaft ins Leben zu rufen.“ Mit diesen Worten beginnt das Gründungsprotokoll vom 25. November 1895 der Creditbank zu Hann. Münden. Der Kaufmann und Weinhändler Franz Iserloh reagierte mit seiner Einladung auf einen Aufruf des Senators und Bankdirektors Louis Glackemeyer (1833–1902), der 1878 zu den Gründern des „Creditvereins zu Hannover“ gehört hatte. Ende des 19. Jahrhunderts warb Glackemeyer in der gesamten Provinz für ähnliche Gründungen und Mitte Oktober 1895 hatte er auch in Hann. Münden einen Vortrag gehalten mit dem Thema: „Welche Hülfe bringen die Creditgenossenschaften dem Mittelstande und wie ist dieselbe noch wirksamer zu gestalten?“ Offenbar überzeugte Louis Glackemeyer die Kaufleute in Hann. Münden. Die an der Gründungsversammlung beteiligten Herren nahmen sich die Statuten der bereits 1878 gegründeten Creditbank zu Hannover zum Vorbild und änderten diese ihren Anforderungen entsprechend ab. Ihre neue Creditbank sollte vor allem den gewerblichen Mittelstand unterstützen: „Gegenstand des Unternehmens“, so hieß es in den Statuten, „ist der Betrieb eines Bankgeschäftes, welches die Förderung des Gewerbes oder der Wirtschaft der Mitglieder der Genossenschaft mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebs bezweckt.“ Die Gründer waren Kaufleute, Handwerksmeister, Brauerei- und Steinbruchbesitzer. Der Genossenschaftsanteil betrug fünf Mark, Spareinlagen wurden mit 3 ½ Prozent verzinst, für Kredite waren 4 ½ Prozent Zinsen zu zahlen.
